BROKEN LAND - Gesichten vom Gebrochenen Land:

DER BUND DER DÄMONENJÄGER

© 2001 - 2002 by Marcel Nebeling EINS Ruf des Schreckens 1 Die Nacht war nun sein Feind und er wusste das. Sie warf ihn zurück in die Schatten seiner Vergangenheit, zeigte ihm Dinge, die er vergessen geglaubt hatte, machte ihn ruhelos. Hinter all dem verbarg sich der Ruf des Schreckens, wie er insgeheim dieses Phänomen zu nennen pflegte. In jener Nacht als er sich unter dem Schatten eines krüppligen Baumes westlich von Silverton an einem kleinen Lagerfeuer auf dem Fell eines Grauwolfes niederlegte, konnte er nicht ahnen, das dieses Mal der Ruf des Schreckens ihm nicht nur den Weg in eine Vergangenheit zeigen sollte, die er für abgeschlossen, vergessen hielt, sondern ihn dieses Mal wirklich rief und das in einer Art und Weise, die schrecklicher war, als die Vergangenheit selbst. Dabei gehörte Silverton gleichfalls zu seiner Vergangenheit, wie die blutigen Gesichter seiner ehemals freundlich gesinnten Kameraden des Bundes der Dämonenjäger. In seinen Träumen jedoch waren sie die Jäger und er der Gejagte. Immer am Ende dieser Traumverfolgungen war er es, den sie töteten, denn er selbst war ein Dämon oder besser sie hielten ihn für einen. Das alles war schwer zu begreifen oder zu erklären, doch desto mehr ihn diese Träume heimsuchten wurde der Ruf des Schreckens gnadenloser; zeigte ihm Gestalten, Wesen, die er kennen musste, denn sie kannten ihn, riefen seinen Namen, gleich einem Fluch und warnten ihn vor den einst freundlich gesinnten Kameraden. Silverton war der Schauplatz seiner hoffentlich letzten Konfrontation mit dem Bund der Dämonenjäger gewesen und auch wenn dieser Ort nun etwa 50 Meilen hinter ihm lag, warf er Schatten der Trauer und des Blutes. Ja, Blut war geflossen, Schreie waren durch die Nacht gehallt, Flüche gesprochen, Zauber gewirkt, Leben genommen worden. Der Tanz des Todes hatte Opfer gefordert und nur mit Glück war er davon gekommen. Dieses Mal hatten sie ihn fast niedergestreckt und der Schmerz der tiefen Wunde seiner rechten Schulter gemahnte ihn, umsichtiger und überlegter zu Handeln. Aber er war allein und sie zu Hunderten. Der Bund der Dämonenjäger war ein Bund, der seine Anhänger quer vom Norden bis zum Süden des Kontinents fand. Sie waren Jäger und Kämpfer um eine Schlacht, die schon immer, seid Anbeginn der Zeit eine blutige Tradition pflegte. In den alten Schriftrollen wurden sie zu Helden ernannt. Einst in den Höhlen des Gebirges der Dunklen Krähen von drei Alten Ahnen eines blutigen Glaubens ausgerufen, um den Dämonen Einhalt zu gebieten, waren sie nun zu einer Gemeinschaft heran gewachsen, die tief mit der Geschichte verwoben war und einen wohl ewig anhaltenden Kampf gegen die Mächte der Finsternis führte. Auch er war der Tradition seiner Väter gefolgt und dem Bund beigetreten, doch ihn unterschied der innere Glaube zu den Anderen. Sein Herz war stark; seine Gefühle jedoch ein Meer aus Zweifeln, hatten ihn einen Sinn des ewigen Krieges suchen lassen. Diese Zweifel gründeten auf der eigenen Furcht vor dem Licht. Schon seit Kindesbeinen war er im Schatten der Dunkelheit von einem zittrigen Eifer gepackt gewesen, und diese Finsternis war der Ruf seiner Vergangenheit, die ihn dazu verführt hatte, eines dieser Dämonenkinder zu retten, als seine Gefährten es zu Tode gejagt hatten und der letzte Hieb ihm gebührte. Als ihre Augen sich ihm zuwendeten, er das Licht des Hasses hatte funkeln sehen, war er in seiner rasenden Wut, die sich wie der tiefe Biss einer Bestie ins Innerste seiner selbst gerissen hatte, auf sie losgesprungen und hatte ihnen den Tod gebracht, den sie dem Dämonenkind zugedachten. Daraufhin verstoßen und gejagt, war er geflohen und seit mehren Wintern auf der Flucht. Diese Schatten der Vergangenheit waren auch diese Nacht an seiner Seite und mit traurigen Augen blickte er starr hinauf in die Dunkelheit und die leeren Zweige des krüppligen Baumes. Diese blattlosen Arme ließen ihn frösteln, denn der Gedanke an die Zeit des Schnees machte ihm wieder einmal klar, wie allein er und wie kalt sein Leben geworden war. Vor seinem inneren Auge erschienen die Gesichter seiner Geschwister, seiner Mutter und das ernste Gesicht seines Vaters. Wie war sein alter Herr stolz gewesen, als er, der Älteste seiner Brüder diesem vermaledeiten Bund der Dämonenjäger beigetreten war. Sein Vater hatte ihm das Schwert gereicht, das er selbst im Namen der Dämonenjäger geführt hatte. Die kalte Klinge hatte geblitzt im Feuer des Lagers, das die beiden, Vater und Sohn, am Berg des Raben entfacht hatten. Es war eine dunkle Zeremonie gewesen und damals hatte er noch nicht ahnen können das jenes Schwert der Schlüssel seiner Verdammnis war. Dieses Schwert hatte er gegen seine Verbündeten geführt, gegen den Bund der Dämonenjäger gerichtet und damit Schande über sich gebracht, seinen Vater verleumdet. So hatte dieser ihn davon geschickt und damit eine letzte Chance zur Flucht gegeben. "Ich verstehe zwar nicht was du da tust Sohn", hatte er geflüstert, "aber ich will nicht deinen Tod! Wir sind gleichen Blutes und deswegen werde ich dich schützen so gut es geht, indem ich dir den Weg in die Flucht weise. Hier bist du nur des Todes gewiss!" In den Augen seines Vater standen Tränen der Furcht und Verständnislosigkeit. Aber auch die Liebe zu ihm und Reue für den Schwur, den er diesem Bund geleistet hatte. Auch ihm war nicht mehr klar, welcher Seite er angehörte und als Konsequenz seiner Liebe zu seinem Sohn, begleitete er ihn auf seiner Flucht, soweit denn möglich, da er seine Familie nicht dem Schicksal seines Sohnes opfern konnte. Heulender Wolf, war der Name seines Vaters und das Heulen eines jeden Wolfes, erinnerte ihn an den Vater, wie er ihm damals durch die Höhlen des Gebirges der Dunklen Krähen geführt hatte, um seiner Flucht einen Vorteil zu verschaffen. Jene Höhlen waren vergessen und nur die Alten kannten sie und sein Vater hatte zu diesem Kreis gehört. Das war das letzte Geheimnis das er ihm mit auf den Weg gab. Die Höhlen waren die Wurzel des Dämonenbundes, doch die Traditionen hatten sich gewandelt. Man vergaß die alten Werte: Ehre, Heldentum und Tapferkeit wichen dem bloßen Kampf gegen die Finsternis. Heulender Wolf glaubte, als die Silhuette seines Sohnes in den Schatten der anbrechenden Nacht verschwand, das sein Sohn vielleicht das Opfer dieses Wertverlustes war. 2 Der Sohn des Heulenden Wolfs sollte nicht lang den Vorteil dieser Flucht durch die Höhlen des Gebirges der Dunklen Krähen genießen, wie es sich heraus stellte. Zwei Nächte später wurde er im Tal der Schreie aus dem unruhigen Schlaf gerissen, als diese wie eine barbarische Meute durch die Nacht hetzten und wilde Schreie ausstießen, die in einer Sprache gesprochen wurden, die nur den Mitgliedern des Dämonenbundes eigen war. Es war Jagdgeschrei. Jagdschreie die gegen Dämonen ausgerufen wurden, um sie ihrer Konzentration zu berauben, mit der sie ihre blutigen Mächte bündeln konnten um Wesen materialisieren zu lassen, die ihren Kampf bestritten, während sie sich in eine rasende Wut steigerten, die den Jägern Verderben und Tod brachte. Im Bruchteil einer Sekunde war er auf den Beinen, packte das Schwert seines Vaters und durch langjährige Übung geschärft, suchten seine Augen in der Finsternis nach seinen nun feindlich gesinnten Kameraden. Ihn packte ein weiteres Mal diese blutige Wut und sein Gesicht erstarrte zu einer Maske des Todes. Unbewusst machte er das Zeichen des Teufels und trat aus seinem Unterschlupf, einer Spinnweben verhangenen Scheune hinaus ins Freie und erwartete den Gegner. Das Tal der Schreie war nur drei Tage vom Gebirge der Dunklen Krähen entfernt und dies machte ihm klar, das er schon in der Nacht der Flucht verfolgt worden war. Ein Gedanke des Schmerzes ließ ihn zusammenzucken: Hatten sie seinen Vater den Styx hoch geschickt? Waren seine Geschwister noch am Leben? Nun waren die Schreie der Dämonenjäger ein Crescendo des Wahns, das ihm entgegen schallte und jegliche Gedanken an Vater und Familie erstickte. Die Augepaare wurden mehr und mehr, bis die ganze Horde ihm gegenüber stand, nur der Wind und das Dunkel der Nacht zwischen ihnen. Sein Herz hämmerte in seinem Hals, die Augen schärften sich um die Gestalten der Gegner, suchten nach dem schwächsten Glied. Sie alle bekämpfen wäre der sichere Tod. Seine einzige Chance bestand in einer Flucht. Nur waren sie in der Richtung seines Fluchtweges und hinter ihm nur die verlassene Scheune. "Jeremiah!" Die Stimme kam ihm bekannt vor. Einer dieser Schatten der Dämonenjäger war aus der Reihe heraus getreten und hatte seine Stimme ihm zugewandt. "Jeremiah, Sohn des Heulendes Wolfs, Abtrünniger des Bundes, wir fordern deine Seele - entweder in Dehmmut vor dem Codex des Dämonenbundes oder mit Gewalt!" Es war Corden der Fuchs, einer der Ältesten des Rates. Ein Freund seiner Familie und sein einstmals gut gesinnter Mentor, der ihm in die Rieten des Bundes eingewiesen hatte. Dann schien diese Horde die Abgesandten des Rates zu sein, die ihn den Mächten der Finsternis entreißen wollte und das indem sie ins Reich der Toten schickten, mittels einer blutigen Zeremonie. Er kannte die Rituale und ihre Konsequenzen und so wurde ihm klar, das er nicht den Tod wählen konnte, sondern die Flucht. Denn der Tod wäre durch dieses Ritual nicht der endliche, gnadenvolle Tod, sondern ein Wandern in den Höllen der Dämonen im ewigen Kampf für den Dämonenbund. So stand es in den alten Runen geschrieben, die in einer der Höhlen im Gebirge der Dunklen Krähen verborgen waren, wie es hieß. Corden war nun so nah heran getreten, das Jeremiah das bösartige Stechen seiner Augen ertragen musste. Augen die Dinge gesehen hatten, die ihm verborgen waren und die sich um die Geschichte des Bundes rankten. Corden war ein Eingeweihter dessen dunkle Erzählungen ihn damals vor der Macht des Rates hatten fürchten lassen und nun war er der Vollstrecker dieser Mächte. "Ihr werdet mich in den Abgrund des Todes stoßen!" Jeremiahs Stimme war kalt und hart, voll von Entschlossenheit. Niemals würde er sich diesem Schicksal ergeben! "Ihr sprecht wie der Schüler den ich einstmals liebte und dem ich voll Freuden mein Wissen offenbarte. Doch habt ihr euch gewandelt und seid hinüber getreten in das Reich des Blutes, der dunklen Macht des Todes … Ihr seid ein Schüler jener Dämonen, die wir zu bekämpfen haben!". Cordens Augen musterten ihn voller Abscheu. Leiser missbilligte er ihn: "Ihr seid Abschaum; ein Gefallener Jäger ohne Ehre!" "Ehre!", zischte Jeremiah, "wie mag es Ehre sein, wenn ihr die Hälse dieser Dämonenkinder aufschlitzt, ihr Blut in Kelchen tragt und die Schatten im Dunklen jagt!" Die Horde hinter Corden wartete scheinbar auf ein Wortgefecht, das den Startschuss auf die Jagd nach ihm eröffnen sollte. In den aufsteigenden Nebeln der beginnenden Dämmerung des vierten Tages seiner Flucht wirkten sie wie Schatten mit Säbeln, Messer, Äxten, Hämmern und Schwertern. Corden hingegen war prächtig gekleidet hatte sich mit Ringen, Amuletten und Ähnlichem geschmückt. Sein dunkles Haar war zu einem langen Pferdeschwanz zusammen gebunden und die Diamanten am Griff des Schwertes, das noch gefahrlos in seiner Scheide ruhte, glitzerten im abnehmenden Licht des Mondes. Es entstand eine Pause. Niemand wusste zu sagen, was nun passieren sollte. Sollten sie den Jungen dem blutigen Ritual zu führen oder ihm die Chance einer Erklärung geben. Corden war sich seiner Sache uneinig, wie auch Jeremiahs Vater es gewesen war. Es schien von diesem Jungen eine Macht auszugehen die ihn schon all die Jahre hinweg, in denen er ihn gelehrt hatte, was es heißt dem Bund der Dämonenjäger anzugehören, im Glaube zum Bund hatte wanken lassen. Wie stand er nun vor ihm, dieser Abtrünnige? Er wirkte wie ein Krieger, der Dinge gesehen hatte, die selbst er nicht sehen konnte. Obwohl Corden ein Seher war! Ihm, Corden, war die Macht gegeben Dinge heraufzubeschwören, in dem er sie sich ausdachte und er von ihnen träumte. Dämonen die auf dieser Welt wandelten waren vor seinem eisigen Blick der Erkenntnis nicht sicher, egal wie sie sich auch maskierten und so war er in den hohen Rat aufgestiegen. Aber hier dieser Junge, ein Krieger wie die Hundertschaft hinter ihm, war zu etwas heran gewachsen, das eine Macht in sich vereinigte, die der seinigen nicht nur ebenbürtig war, sondern sie auch übertraf. Jeremiah schien zu einem Medium heran zu wachsen wurde es Corden klar und Angst keimte in ihm auf! Von einem Medium, der einzigen Verbindung zu den Höhlen des Fegefeuers war in den alten Runen zu lesen und dies bedeutete das Jeremiah bald über eine Macht gebot, die dem Bund der Dämonenjäger nicht nur gefährlich werden konnte sondern ihr unausweichliches Ende bedeutete, sobald sich dieser Abtrünnige deren im Klaren war. Das war also auch der Grund warum er das Ritual des Wandelns an ihm vollziehen sollte, warum sie ihn, den Seher, losschickten mit einer Hundertschaft aus jungen Kriegern, die von diesem Kampf der Mächte kaum etwas verstehen mochten. Dieser Gedankengang war in weniger als einem Augenschlag vollzogen und Corden blickte unsicher um sich, da ihm diese Erkenntnis Angst machte. Was war, wenn Jeremiah nicht schon seine Macht nutzen konnte? 3 In den Runen der Vorhersehung war weiter zu lesen gewesen, dieses Medium sei ein Gesandter der Dämonen selbst, eines dieser Dämonenkinder, die sie seid Zeiten der Unendlichkeit jagten und in blutigen Ritualen und Kämpfen vernichteten. Corden hatte diese alte Sagen und Legenden so in sich verinnerlicht, das er sie fast Wort für Wort hätte wieder geben können. Während seine Augen die des ehemaligen Schülers musterten, nach Antworten suchend, wurde ihm klar, das auch für ihn sich hier der Weg gabeln mochte. Entweder er vollzog dieses Ritaul des Wandelns oder aber er wandte sich gegen den Bund der Dämonenjäger. Sollte er Letzteres tun, würde dies nicht nur den Abfall vom Glauben bedeuten, sondern das er sich vom Jagenden zum Gejagten machte. Jeremiahs Gedanken waren wie die Flut nicht zu beherrschen und so von natürlicher Gewalt, das er es einfach über sich ergehen ließ. Die Gedanken waren ein Geflecht aus Hass und Trauer, für die Zeit in der er noch einer von ihnen gewesen war und gleichzeitig brodelnd wie im Innern eines Vulkanes voll Wut das sie ihn verstoßen hatten. "Corden, sagt mir eines! Warum muss ich sterben? Seid ihr sicher das ich Unrecht getan habe?" Er war selbst überrascht, als er mit ruhiger Stimme diese Worte an seinen einstmals so freundlichen Lehrer richtete. Dieser war jedoch wie vom Donner gerührt. Die Augen schienen in sich verloren, doch dann als Jeremiah ihn um Antwort bat, glaubte er einen unsicheres Zucken zu erkennen, das ihm Mut machte. "Nun …" räusperte sich Corden. Sie hatten ihn Corden der Fuchs genannt, weil er nun einmal über die besten Tricks bescheid wusste, auf viele Fragen eine Antwort hatte, wo andere nur unwissend grunzten, doch dieses Mal schienen ihm selbst die Worte zu fehlen. Ein weiteres Mal entsand eine Pause. Die vielen Gesichter der Jäger starrten den Abtrünnigen einfach nur an, leer und stupide. Plötzlich empfand Jeremiah Mitleid mit ihnen. Es schein als ob er mit seinem Weg, den sie verurteilten, eine Wahrheit entdeckt hatte, die ihn aufleben ließ. Vielleicht war es auch nur ein Funken Hoffnung, das sich alles irgendwie zum Besseren wandeln mochte. "Ihr kennt die Antwort selbst, Ungläubiger!" ließ sich Corden vernehmen. Er weicht mir aus, weil er plötzlich selbst nicht weiss, was richtig ist, dachte Jeremiah. "Ich denke Ihr könnt eine Antwort nicht geben, an die Ihr nicht glaubt!" Mit einem Mal war Jeremiah sich sicher, das er hier etwas Grundlegendes tat. Etwas das später noch sehr wichtig sein würde. Wie und warum er das wusste, war ihm genauso in den Nebeln verborgen, wie die Berge, von wo er geflohen war. "Jeremiah, wie ist nun deine Entscheidung - Voll Dehmut und wie ein krieger, oder müssen wir dich zwingen?" Jeremiah konnte sich des Eindrucks nicht erwähren, das Corden eifnach tat was von ihm verlangt wurde, weil er es nicht besser wusste. Für seinen alten Mentor musste es schwerer sein, als für wie für ihn, den Schüler, dessen Meinung nicht so tief im Sumpf der Traditionen verwurzelt gewesen war. Nun wurde Cordens Stimme härter, dunkler und war geschwängert von aufkeimender Wut: "Ihr habt den weg selbst gewählt! Ich werde euch eurem Schicksal zuführen, wie mir aufgetragen und es ist nur zu eurem Besten!" "Oder zu Eurem?" spuckte Jeremiah. Das Schwert war schon fast vergessen, doch jetzt krampften sich seine Hände um den Griff, der blutrote Rubin, eine wunderschöne Verzierung schimmerte matt im sterbenden Licht des Mondes. Irgendwo krähte ein Rabe, wie um den Gesang des Todes herauf zu beschwören, in den die anderen Jäger verfielen. Corden blickte in dem Himmel hinauf, wo die Wolken in Richtung Westen zogen, wie wilde Tiere gejagt und voller Furcht. Der Fuchs breitete seine Arme aus und begann eine Litanei der Beschwörungen der Mächte der Vergeltung. Der Wind schwoll an, so dass Jeremiahs Haare ihm im Gesicht herum wischten, als er plötzlich etwas spürte. Auf seinem Rücken breitete sich eine Kälte aus, die ihn fast alle Luft aus den Lungen presste. Noch immer stand er hier … Lauf! Es war fast als würden tausend kleine Eisspitzen über seinen rücken kratzen. Der Schmerz war nicht heiss und beißend, sondern vielmerh kalt und beteubend. Was auch immer dies verursachte, lang konnte er dem nicht stand halten, glaubte er. Das Schwert in seinen Händen fühlte sich schwer und irgendwie zerbrechlich an und de Luft in seinen Lungen verwandelte sich ein ein Meer aus Nadeln. Mit ungläubigen Augen starrte er dem Fuchs entgegen, dessen Macht zu einem Strudel wurde, der aus den Wolken donnerte, ihn umhüllte und ihn schützte. Die Jäger waren vergessen, denn sie hatten sich in ihre wilde raserei gesungen und jaulten wie Wölfe oder eben das was sie am meisten verabscheuten: Dämonen. Für Jeremiah hatte jeder Augenblick den Beigeschmack von Unednlichkeit, von Blut und von Tod. Ihm wurde nur im tiefsten Innern klar, das dies die Magie seines einstmals freundlichen Meisters war. Brich den Bann! Nimm das schwert und führe es! Es ist dein Schicksal! Es war wieder diese Stimme die ihn trieb und gleichfalls jagte. Es war sein zweites Ich, das aus den Winkeln seiner Seele sprach, die er nicht kannte! "Ieyah!" brüllte Jeremiah dem kalten Schmerz entegen. Mit all seiner verbleibenen Kraft schleuderte er das Schwert in die Erde. Alles was er tat war ein Refelex, es gab kein Bewusstsein, keine Stimme mehr, er hatte sich losgeriessen von dem Jetzt, von diesem Sein, das seiner Vergangeheit angehörte, von dem Glauben, dem letzten Funken der noch in ihm steckte war verraucht. Was jetzt herrschte war nur noch der Instinkt und der Wille sich nicht zu beugen! Das Schwert brach in die Erde, wie ein Blitz in einen Baum schießt. Jeremiah wurde von Schmerz erfasst, doch dieses Mal, von gutem Schmerz. Es war also ob jene eisige Macht wegsplitterte. Seine Augen schienen mit einem Mal alles zu sehen, er schmeckte Blut. Die Erschütterung die noch in seinem Körper flammte hatte ihn auf die Zunge beissen lassen. Die Lippen des Abtrünnigen wurden weinrot und die Augen waren voll Wut und Groll. Und noch etwas las Corden darin; Entsetzen und Macht. Die Beschwörung der Vergeltung war gebrochen. Der Strudel, den er beschworen, wandelte sich in laue Luft und Corden spürte wie ihn mit der Macht auch die Hoffung verließ. Der junge Krieger stand ihm gegenüber, bereit zu kämpfen und so kam was kommen musste, der Kampf um Leben und Tod. Schwungvoll sprang Jeremiah los, das Schwert umsich schleudernd und sein Kriegsschrei ließ die jungen Dämonenkrieger erstarren. Unglauben und Entsetzen spühlte über sie, der Singsang erstarb, wie ein Klavier dessen Spieler plötzlich den Rhytmus und die Noten verliert. Corden zog sein gezacktes Schwert und rannte gleichfalls los. Die Beiden, Schüler und Lehrer kreuzten die Klingen in der Mitte. Als die Klingen aneinander schmetterten, zuckten Blitze im Westen, während im Osten die ersten Strahlen der Sonne über das Land strichen und es blutrot tauchten. Die Dämonenjäger starrten ungläubig. Keiner wusste nun was zu tun. Sie hatten nicht damit gerechnet, das die Macht des Fuchses jemals gebrochen werden konnte! Mentor und Schüler schienen die Zeit ihrer Vergangenheit zu leugnen, in denen sie nicht nur eben Gelerhte und Schüler, sondern auch Freunde gewesen waren. Die Klingen kreuzten sich abermals, niemand schien den Mut zu haben den anderen richtig zu verletzen. Sie umtanzten einander, in ihren Augen das Feuer der Wut. "Der Fuchs muss nun tun wofür er gekommen ist!" spie Jeremiah in einer Sprache die ihm fast fremd geworden war. Nicht nur das Gefühl des sich Verlierens erfasste ihn nun, sondern er glaubte die Vergangenheit zu vergessen. Alles was vorher gewesen war, die netten Stunden am Feuer, die gemeinsame Jagd und Streifzüge durch die Wald schienen nur ein Traum gewesen zu sein. Es war, als ob etwas in ihm nun das Schwert führte. Er fühlte sich mit einem Mal unbedeutend und klein. Der Fuchs glaubte eine Veränderung an dem Jungen zu erkennen. Die Augen, etwas war mit den Augen. Abermals kreuzten sie die Schwerter, abermals das Kreischen des Metalls der Klingen. Egal welchen Trick er auch versuchte, Jeremiah schien den Gegenzug zu wissen. Er tanzte vor, dann zu Seite und sprang. Blitzartig war er über den Jungen, bereit ihm die Kehle zu schlitzen, als das Schwert des Jungen ihn traf und sich in seine rechte Schulter borhte. Der Schmerz war wie tauzsend Nadeln. Corden schrie als er zu Boden fiel und sich wie so unendliche Male vorher versuchte abzurollen. Jedoch schaffte er es nicht! Plump schmetterte er in den Dreck, die Kiesel schnitten in sein Gesicht, der Atem blieb für einen Moment ganz weg, als der Schmerz duch ihn schoss. Hinter ihm drehte sich der Junge wie eine Ballerina und steckte das Schert weg, dessen Klinge blutig war. Die Augen des Jungen, dachte er benommen, als er versuchte sich aufzustemmen, was nur noch mehr Schmerz zur Folge hatte.
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Erstellt von: Badfinger
Veröffentlicht am: © 2001 - 2002 by Marcel Nebeling
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