TODESGÖTTIN
Regen klatschte gegen das Fenster und ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal hinaus gesehen hatte. Vor mir auf dem Tisch lagen die Zigaretten, Streichhölzer, mein Ausweis, mein Leben wenn man so wollte. Wohin ich unterwegs war verkniff ich mir mich zu erinnern. Es hatte sich alles so schnell verändert. Mein Leben war in einen Strudel geraten und das nur weil ich eine Anhalterin hatte ein Stück mitnehmen wollen. Nun war ich gesucht in fünf Staaten und ich wollte nicht wissen, wieviel Kopfgeld sie ausgesetzt hatten. Natürlich trug der verdammte Regen nur noch mehr zu meiner miesen Stimmung bei. Am liebsten hätte ich die Pistole genommen sie mir an den Kopf gehalten und endlich Schluss gemacht, jedoch fehlte mir die Kugel dafür. Ich nahm einen weiteren Schluck von der pisswarmen Cola und grunzte. Mein Leben eine Farce, meine Träume ein Nebel aus Angst. Und dann sah ich die Frau dort draußen stehen, sie war es wieder. Ich hatte nicht geträumt, ich war nicht bescheuert, es war keine Einbildung, kein Geist. Ich kniete am Fenster, das leicht beschlug, als ich ihre zierliche Gestalt wieder erkannte. Fast konnte ich mich an ihre letzten Worte erinnern, als mir der kalte Finger der Angst die Wirbelsäule hinabstrich. Ich kratzte schnell meine wenigen Habseeligkeiten zusammen, fischte ein paar Scheine aus meiner Jeanshose und warf sie auf den Tisch. Dann hastete ich zum Ausgang. Meine Augen noch immer hinaus gerichtet, wo die Frau nun sich nach vorn an das Fenster eines blauen Camaro beugte. Ich war schon in der Tür, ja schon draußen, als ich den Deputy hinter mir hörte. "Mister?" Ich wusste es war der Deputy, es war so sicher wie das Armen in der Kirche. Ich erinnerte mich nun blitzartig an seine stechenden Augen, die zwei Tische weiter vorn, die er gesessen hatte. Sollte die seltsame Frau wieder mein Verhängnis werden? Ich tat einfach so, als hörte ihn nicht und ging forschen Schrittes schnurstracks auf die Frau zu. Sie schien mit dem Kerl im Camaro zu reden, aber ich hörte nur ihre Stimme. Die Erinnerungen benebelten mich so sehr, dass ich den Deputy nicht hörte, der rief: "Stehen bleiben!" Als ich schon bei dem Wagen war, ihr die Hand auf die Schulter legte, hörte ich den Deputy: "Verdammt! Bleiben sie stehen …" Mir wurde augenblicklich klar, er richtete eine Waffe auf mich. Die Frau, sie drehte sich, sah mich von oben bis unten an und dann sah ich etwas, das ich nicht sehen wollte - sie lächelte. Es war ein Lächeln, das einen den Magen herum drehte. Es war das Lächeln, das wohl der Kerl im Gefängnis aufsetzte, wenn er den Strom durch den elektrischen Stuhl schießen lässt. Es war das kalte Lächeln des Hasses, der Lust und des Verderbens. Im gleichen Augenblick, da ich was sagen wollte, war es auch schon geschehen … der Schuss traf mich sauber und direkt in der rechten Schulter. Der Schmerz war schlimm, jedoch kurz. Der Tod war ein warmes Bett voll schwarzer Seide, jedoch was mich dort erwartete ließ jeden Gedanken an die Hölle nur umso wahrer werden. Sie lag dort, in ihren Augen das Fegefeuer und ihre Finger waren so kalt …Todesgöttin (2007) - mnebeling.blogspot.com
Samstag, 21. Dezember 2024
Seite: Kurzgeschichten
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Todesgöttin
Seltsame Begegnung an der Tankstelle
Seltsame Begegnung an der Tankstelle
Kategorie: Kurzgeschichten
Erstellt von: Badfinger
Veröffentlicht am: 29.08.2003 00:26
Geändert am: 29.08.2003 01:57
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Geändert am: 29.08.2003 01:57
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